Weltsichten: Deutschland und die EU
"Es gibt kaum ein Land in der EU, wo die Idee der Union, wo die Unterstützung für die EU so gefestigt ist, wie in Deutschland," meint cep-Fachbereichsleiter Bert Van Roosebeke im Gespräch mit ARD-Korrespondent Sebastian Schöbel, der Deutschlands komplexe Position in der EU auslotet.
"Deutschland ist ein wichtiger Unterstützer der EU und wird sicher alles dafür tun, dass die EU nicht in Frage gestellt wird." Und spätestens seit der Eurokrise gebe Berlin in Brüssel den Ton an, meint Bert Van Roosebeke vom Centrum für Europäische Politik im Interview. Wobei dieser Ton durchaus unterschiedlich sein kann: "Wenn wir beispielsweise an die Eurozone denken, dann werden viele Deutschland als sehr bremsend wahrnehmen und wahrscheinlich kein gutes Zeugnis ausstellen. Wenn sie an die Flüchtlingskrise denken, werden wahrscheinlich viele denken, da habe Deutschland sehr viel gemacht, für manche vielleicht zu viel europäische Integration angestrebt." Insgesamt aber, so Van Roosebeke, schaut man in den diversen Schaltzentralen der EU am Ende immer auch nach Deutschland. "Ich denke, die Wahrnehmung in Brüssel ist, dass Deutschland im Moment DIE Macht in Europa ist."
Konstruktive Gegenstimmen zu Deutschland fehlen im Moment in der EU. (...) In den kommenden Monaten wird dieser Konflikt in Europa wohl besonders deutlich werden. Denn der Reformprozess, den die EU-27 nach dem Brexit-Referendum in Gang gesetzt haben, wird grundsätzliche Fragen aufwerfen. Vor allem zur Tiefe der Europäischen Integration. Und da wird Europa vor allem in der Finanz- und Wirtschaftspolitik von Deutschland einen Mentalitätswandel fordern, meint Bert Van Roosebeke vom cep. "Sind wir bereit, ein Eurozonen-Budget einzurichten, einen Euro-Finanzminister einzurichten, - weil all das wird mit einer weiteren Umverteilung von Mitteln einhergehen, die viele im Süden Europas für dringend notwendig erachten. Aber das in Deutschland oder Nord-Europa den Wählern zu vermitteln, wird eine harte Nuß sein."
...zum Nachhören (Minute 4:50 und 11:10)