Hart verhandeln, Nachahmer verhindern
Das Schock, das Warten, die Ungewissheit: Nach dem Votum der Briten droht nun eine lange Phase der Ungewissheit. "Das gefällt der Wirtschaft überhaupt nicht", sagt Europaexperte Bert Van Roosebeke im heute.de-Interview. Auch Deutschland stehe vor großen Herausforderungen.
heute.de: Das Ja zum Brexit hat, wie man an den Reaktionen der Finanzmärkte sehen kann, Europa dann doch ziemlich überrascht. Was zeichnet sich nun als schwerwiegendste Konsequenz für die EU ab?
Bert Van Roosebeke: Ich glaube, das Schwerste wird jetzt sein, den Schock zu verarbeiten. Und gleich danach dann die lange Phase der Unsicherheit, die nun im Raum steht. Hier wird vermutlich über Monate erst einmal gar nichts geschehen, weil Cameron ja erklärt hat, dass er es seinem Nachfolger überlässt, den Austrittswunsch der Briten vor der EU vorzutragen. Wir müssen also warten, bis ein neuer britischer Regierungschef dazu auch bereit ist. Solange wird das Austrittsverfahren nach Artikel 50 des EU-Vertrags nicht aktiviert und solange sind formelle Scheidungsverhandlungen nicht möglich. Und das gefällt vor allem der Wirtschaft überhaupt nicht. Solange die Lage nicht geklärt ist, wird man sich auch mit Investitionen im Vereinigten Königreich zurückhalten.