08.04.19

Folgen eines „No Deal“-Brexits

Sollte das Vereinigte Königreich die EU ohne Vertrag verlassen, hätte dies auch Auswirkungen auf den Gesundheitssektor.

Durch den Austritt aus der EU scheidet Großbritannien auch aus der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) aus. Dadurch wird für die 27 Mitgliedstaaten eine höhere Arbeitsbelastung bei der Bearbeitung von Arzneimittelbewertungen zu erwarten sein. Die Behörde muss noch den Umzug von London nach Amsterdam abschließen und auch einen damit verbundenen hohen Arbeitskräfteverlust (schätzungsweise 25 %) auffangen.

Lieferengpässe (auch auf EU-Seite)

Versorgungsengpässe bzw. sogenannte Lieferengpässe würden vor allem im Falle eines „No Deal“-Brexits verschärft. Hervorzuheben ist dabei, dass Lieferengpässe aufgrund eines „harten Brexits“ auf beiden Seiten entstehen können. So warnte auch Bundesgesundheitsminister Spahn davor, dass dies in Deutschland zu Lieferengpässen bei Medizinprodukten führen könne. So müssten Hersteller, die bereits Zulassungen bzw. Zertifikate von zuständigen Stellen im UK erhalten haben, diese wohlmöglich für den EU-Markt neu beantragen, wenn sich das UK und die EU nicht auf eine entsprechende Verfahrensweise einigen. Laut EMA könnte es bei 18 zentral zugelassenen Humanarzneimitteln zu Lieferproblemen kommen, sollte der „harte Brexit“ noch im April erfolgen. Wird das UK zum „einfachen Drittstaat“, würden auch bestimmte Qualitätsprüfungen von Chargen bei Importen in die EU erforderlich werden. Schlussendlich erhöhen die starken Verflechtungen der Produktions- und Lieferketten in Europa ebenfalls das Risiko von Lieferengpässen.

Verteuerung durch Zölle

Zudem sind im Falle eines „harten Brexit“ auch Verteuerungen von Medikamenten und Medizinprodukten zu erwarten, wenn diese – oder jedenfalls Bestandteile davon – aus dem UK bezogen werden. Denn soweit das UK zu einem „einfachen Drittstaat“ werden würde, wäre bei Importen beispielsweise auch mit Zöllen zu rechnen.

„Fazit“: Trotz der getroffenen Vorbereitungsmaßnahmen für einen „No-Deal“-Brexit muss mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheitssektoren beider Seiten gerechnet werden. Im gegenseitigen Interesse sind im Falle eines „harten Brexits“ zügig Verhandlungen aufzunehmen, um die Versorgung der Bevölkerungen mit Arzneimitteln und Medizinprodukten sicherzustellen. Denkbar wären unter anderem Abkommen zwischen dem UK und der EU zur gegenseitigen Anerkennung erteilter Zulassungen bzw. Zertifikaten von Arzneimitteln und Medizinprodukten.