07.08.20

EU-Cloud-System Gaia X

Mit ihrem Cloud-System Gaia X will die EU bei der Digitalisierung den Anschluss an die weltweiten Technologie-Großkonzerne herstellen.

Mit Gaia X steht eine größere europäische Datensouveränität nicht mehr nur in den Sternen, sondern wird Realität. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier nennt dies einen potenziellen „weltweiten Gold-Standard“ für Cloud-Dienste, und zieht den Vergleich zur Mondfahrt. Auch wenn die Messlatte niedriger gehängt wird, behält das Projekt „Gaia-X“ einen hohen Stellenwert als europäisches Schlüsselprojekt für eine souveräne und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur, die die Basis für ein "europäisches Datenökosystem" bilden soll. Erste Dienste des Programms sollen Anfang 2021 verfügbar sein. Über 300 Unternehmen sind in die Entwicklung eingebunden. 22 vor allem deutsche und französische Gründungs-Unternehmen steuern die Entwicklung, koordiniert von einer Non-Profit-Organisation unter belgischem Recht. Alle Standards sollen hohen europäischen Ansprüchen genügen.

Europa soll durch Gaia X unabhängiger von US-Cloud-Anbietern werden, und europäische Firmen stärker in den Markt einbinden. Unabdingbar ist dafür jedoch eine größere Akzeptanz von Cloud-Computing in der EU. Im Vergleich zu den USA wird das Potenzial von hiesigen Anwendern wenig genutzt. Gaia X soll einen Anreiz für Unternehmen schaffen, die eigenen Daten einer Cloud anzuvertrauen. Dabei geht es nicht um den Aufbau eines neuen, global konkurrenzfähigen „Hyperscalers“, sondern um die Verknüpfung verschiedener Anbieter zu einem föderierten Dateninfrastruktursystem. Jeder Cloud-Anbieter kann – soweit er die Gaia-X-Technologie verwendet und die europäischen Standards einhält – zu einem Knoten im Netzwerk werden und seine spezifischen Dienste anbieten.

Gleichzeitig soll die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten europäischen Tech-Industrie gesichert werden. Kleinere Datenmengen werden zu einem ausgedehnten Datenpool zusammengeschlossen, der sich durch offene Schnittstellen und einheitliche Standards auszeichnet. Diese Datenverfügbarkeit soll Europas Innovationskraft ankurbeln. Die EU bettet das Projekt in den Rahmen ihrer europäischen Datenstrategie und den damit verbundenen Daten-Binnenmarkt ein, die ehrgeizige Ziele sowohl bei der Nutzbarmachung von Daten, als auch bei der Implementierung von ethischen und ökologischen Standards setzt.