28.02.19

Erklärung zu den Reaktionen auf die Studie 20 Jahre Euro

Die Studie ist auf ein hochsensibles politisches Umfeld gestoßen und hat daher zu zahlreichen Reaktionen geführt. Hierzu stellen wir fest:

Keine Empfehlung für einen Euro-Austritt, sondern für Reformen

Die Ergebnisse der Studie zeigen nicht, dass es für einen Euro-Staat besser wäre, aus dem Euro auszutreten. Vielmehr müssen die Euro-Staaten, die bisher nicht vom Euro profitieren, Reformen insbesondere zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durchführen, um vom Euro zu profitieren. Hierauf wurde in der Studie mehrfach hingewiesen. Zudem würde ein Austritt aus dem Euro mit nicht zu beherrschenden Risiken einhergehen und daher für kein Land zu einer Wohlstandsverbesserung gegenüber dem Status quo führen. An Reformen führt daher kein Weg vorbei.

Etabliertheit der synthetischen Kontrollmethode

Die synthetische Kontrollmethode ist eine etablierte Methode zur Evaluierung von Politikmaßnahmen. Ein Entwickler der Methode – Alberto Abadie – hat sie auf einen ganz ähnlichen Sachverhalt, nämlich die deutsche Wiedervereinigung und die damit verbundene deutsch-deutsche Währungsunion, angewandt.[1] Die Ergebnisse wurden in einer der renommiertesten politikwissenschaftlichen Zeitschriften weltweit, dem American Journal of Political Science, veröffentlicht. Puzello und Gomis-Porqueras haben die synthetische Kontrollmethode eingesetzt, um die Gewinner und Verlierer des Euros bis 2009 zu ermitteln.[2] Ihre Ergebnisse sind für viele Euro-Staaten mit unseren vergleichbar. Die Ergebnisse wurden im gleichermaßen renommierten European Economic Review veröffentlicht. Beide Zeitschriften verlangen einen Peer-Review.

Gewichtung der Kontrollgruppen

Die Gewichtung der Kontrollgruppen wird bei der synthetischen Kontrollmethode durch ein mathematisches Verfahren bestimmt, so dass Länder, die dem zu untersuchenden Euro-Staat vor dessen Euro-Einführung sehr ähnlich waren, ein höheres Gewicht erhalten als Länder, die dem zu untersuchendem Euro-Staat weniger ähnlich sind. Faktoren hierfür sind neben dem Bruttoinlandsprodukt auch die Inflationsrate, der Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung, die Bruttoanlageinvestitionen, die Summe aus Exporten und Importen jeweils gemessen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Diese Vorgehensweise führt dazu, dass auch Länder wie Bahrain Teil der Kontrollgruppe für einzelne Euro-Staaten sein können, wie übrigens auch in der Studie von Puzello und Gomis-Porqueras.

Grenzen der Methode

Die synthetische Kontrollmethode geht zu Untersuchungszwecken implizit davon aus, dass keine exogenen Einflüsse die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im analysierten Euro-Staat oder in den Ländern der zugehörigen Kontrollgruppe nach der Euro-Einführung maßgeblich beeinflussen. In der sich dynamisch ändernden realen Welt ist diese theoretische Annahme selbstverständlich nur selten erfüllt. Dies muss bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden. Darauf weist unsere Studie ausdrücklich hin (S. 3).

Die Studie finden Sie hier.


[1] Vgl. Abadie, Alberto, Diamond, Alexis & Hainmueller Jens, 2015. "Comparative Politics and the Synthetic Control Method", American Journal of Political Science, Wiley, vol. 59(2), Seiten 495-510.

[2] Vgl. Puzzello, Laura & Gomis-Porqueras, Pedro, 2018. "Winners and losers from the €uro," European Economic Review, Elsevier, vol. 108(C), Seiten 129-152.