24.10.18

PRESSESTATEMENT 105/2018

Verbot löst nicht das Plastikmüllproblem

Zum Verbot von Plastikartikeln durch das Europäische Parlament erklärt cep-Umweltexperte Moritz Bonn:

Verbote ersetzen nicht das Problembewusstsein bei den Verbrauchern. Sie erschweren eine sachliche Diskussion um die geeignetsten Maßnahmen zur Eindämmung der Plastikflut und Vermüllung der Meere. Denn die Verantwortung der Verbraucher kommt dabei kaum zur Sprache. Dabei steckt hinter jedem Plastikteller, der im Meer landet, ein Mensch, der diesen zuvor unachtsam entsorgt hat. Hier muss die Politik ansetzen. Für ein Ende der Vermüllung der Meere braucht es eine Bewusstseinsänderung beim Verbraucher. Außerdem können wirtschaftliche Anreizsysteme helfen, die Plastikflut einzudämmen. Seitdem z.B. in Deutschland auf zahlreiche Einweggetränkeverpackungen ein Pfand von 25 Cent erhoben wird, werden diese von den Verbrauchern nicht mehr als Abfall, sondern als „wertvolle Ressource“ wahrgenommen, die – anders als leider immer noch in anderen EU-Ländern – nicht achtlos weggeworfen wird. Durch die getrennte Sammlung können PET-Flaschen sehr hochwertig recycelt werden. Darüber hinaus müssen die Hersteller aber noch mehr Anreize haben, Produkte und Verpackungen so zu gestalten, dass diese leicht zu recyceln sind.

Hilfreich bei der Bekämpfung der Vermüllung der Meere kann zudem die Verpflichtung sein, Take-Away-Verpackungen – wie Plastikbecher und -schalen – nicht mehr kostenlos in der Gastronomie auszugeben oder zumindest Alternativen anzubieten. Mit einer ähnlichen Regelung zu Plastiktüten konnte in Deutschland viel erreicht werden. So ist, seitdem im Einzelhandel Plastiktüten nicht mehr kostenlos an Kunden abgegeben werden, deren Verbrauch innerhalb eines Jahres um ein Drittel gesunken – ganz ohne ein generelles Verbot.

Das von der EU-Kommission vorgeschlagene und vom Europäischen Parlament bestätigte Verbot von Einwegkunststoffprodukten führt in die falsche Richtung, weil es die Wahlfreiheit der Verbraucher unverhältnismäßig einschränkt und bei diesen kein Problembewusstsein schafft. Vielmehr ist zu befürchten, dass Holzbesteck oder Pappteller noch häufiger als derzeit bereits in der Natur landen, da sie ja im Vergleich zu ihren Pendants aus Plastik als umweltfreundlich gelten. Die hohe Menge an achtlos weggeworfenen Coffee-To-Go-Bechern, die überall in der Natur zu finden sind, machen dies mehr als deutlich. Einweg darf nicht einfach nur durch Einweg ersetzt werden!“

Für Nachfragen steht Ihnen Dr. Moritz Bonn (bonn(at)cep.eu, 0761/38693-249) zur Verfügung.