23.04.19

PRESSEINFORMATION 34/2019

EU-Förderung künstlicher Intelligenz

Zur Entwicklung und Nutzung künstlicher Intelligenz hat die EU-Kommission eine aus drei Säulen bestehende „KI-Strategie“ vorgeschlagen und gemeinsam mit den Mitgliedstaaten einen „Koordinierten Plan“ erarbeitet.

Aus Sicht des cep hilft eine Koordinierung der Forschung im Bereich künstliche Intelligenz (KI), unnötige Dopplungen von öffentlich finanzierten Projekten zu vermeiden. Allerdings ist das Vorhaben, bestimmte Anwendungsbereiche von KI als besonders förderwürdig auszuwählen und Investitionen bevorzugt dorthin zu lenken, fragwürdig. Denn die Kommission kann nicht wissen, ob und in welchen Bereichen KI zukünftig höhere Erträge abwerfen wird als andere Technologien. Das cep verweist darauf, dass wirtschaftlich relevantes Wissen dezentral verteilt sei. Am ehesten könnten daher private Akteure die Chancen und Risiken von Technologien bewerten. Daher sollte die Kommission technologie- und sektorneutral vorgehen und private Akteure entscheiden lassen, in welche Technologien bevorzugt investiert werden soll. Solange diese für ihre Entscheidung haften, könne davon ausgegangenen werden, dass sie dies verantwortungsbewusst tun.

Darüber hinaus kritisiert das cep, dass die Kommission auf die Entscheidungen der Mitgliedstaaten Einfluss nimmt, öffentliche Fördergelder nach nationalen Bedarfen zu verteilen. Zwar müssen die Mitgliedstaaten den Vorschlägen der Kommission nicht folgen, durch die EU-Kofinanzierung sind sie aber geneigt, dies zu tun. So könnte etwa Estland geneigt sein, seine Mittel, wie bereits von der Kommission vorgeschlagen, für KI-Forschung im Gesundheitsbereich bereitzustellen, anstatt Forschung im Bereich elektronischer Verwaltung zu finanzieren. Gerade in diesem Bereich ist das Land aber besonders stark.

Eine öffentliche Finanzierung von Grundlagenforschung ist aus Sicht des cep gerechtfertigt, da der fehlende Patentschutz für ihre Ergebnisse diese Forschung für private Akteure unattraktiv macht. Wenn aber nicht klar ist, ob es sich noch um Grundlagenforschung oder bereits um industrielle, also angewandte Forschung handelt (der Übergang ist oft fließend), sollten öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) zur Finanzierung eingerichtet werden.

Hintergrund

Künstliche Intelligenz („KI“) bezeichnet Systeme mit „intelligentem“ Verhalten, die ihre Umgebung analysieren und mit einer gewissen Autonomie handeln, um bestimmte Ziele zu erreichen. KI kann rein softwarebasiert arbeiten, z.B. bei Suchmaschinen, digitalen Assistenten und Übersetzungssoftware, oder in Hardware wie Roboter oder autonome PKW „eingebettet“ sein. KI ermöglicht Wirtschaftswachstum und Effizienzgewinne quer durch alle Branchen, etwa eine bessere Gesundheitsversorgung, z.B. durch exaktere und schnellere medizinische Diagnosen, ein sichereres Transportwesen durch autonomes Fahren, eine Senkung des Energieverbrauchs, eine Verringerung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft und effizientere Produktionsprozesse, z.B. weil Roboter repetitive und gefährliche Aufgaben übernehmen.

Die vorliegende cepAnalyse zur ersten Säule der KI-Strategie der Kommission befasst sich mit dem ersten Hauptziel dieser Strategie, Investitionen in KI zu fördern und zu koordinieren. Weitere cepAnalysen zur zweiten Säule (Anpassung der Bildungs- und Sozialsysteme) sowie zur dritten Säule (ethische Regeln und Rechtsvorschriften für KI) werden folgen.

cepAnalyse Künstliche Intelligenz für Europa – Säule 1: Investitionen in KI