13.02.18

PRESSEINFORMATION 16/2018

Reform der französischen Berufsausbildung

Das cep empfiehlt Reformen in sieben Problembereichen der französischen Berufsausbildung.

Mit der geplanten Reform der Berufsausbildung wagt die Regierung von Frankreichs Präsident Macron einen schwierigen Neuanfang. Aus Sicht des cep spielen für den Erfolg der Reformen drei Faktoren in struktureller, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht eine wesentliche Rolle. Das Ausbildungssystem muss strukturell so verändert werden, dass unter verstärkter Einbeziehung der Wirtschaft ein größerer Praxisbezug hergestellt wird. Darüber hinaus müssen Unternehmen ausreichend finanzielle Anreize und Freiheit in der Gestaltung des Ausbildungsprogramms erhalten. Auch ist die gesamte französische Gesellschaft gefordert, eine Berufsausbildung nicht mehr als Laufbahn für Verlierer („voie de garage“) abzutun, sondern diese als wertvolle Komponente des Bildungs- und Wirtschaftssystems anzuerkennen.

Insgesamt ist es aus unserer Sicht für den Erfolg der Reform notwendig, folgende sieben Punkte zu berücksichtigen:

  • Bessere Informationen für Schüler über Ausbildungsmöglichkeiten und Programme zur Ausbildungsvorbereitung
  • Erhöhung des Praxisanteils und verstärkt berufsspezifischer Unterricht
  • Vereinfachung der rechtlichen und administrativen Regeln für Berufsausbildungen
  • Inhaltliche Verantwortung für die Ausbildung an Sozialpartner und Kammern übertragen
  • Verstärkte Begleitung von Auszubildenden während der Lehre
  • Mehr Eigenverantwortung der Unternehmen statt staatlicher finanzieller Zwänge und Hilfen
  • Erhöhung von Karrierechancen und gesellschaftlicher Anerkennung für Fachkräfte

Hintergrund:

Die von der französischen Regierung geplante Reform der Berufsausbildung wird Annäherungen an das deutsche System bringen, ohne dieses jedoch zu kopieren. Der französische Premierminister Édouard Philippe hatte dazu erklärt, dass die Ausbildung in Deutschland zu herausragenden Leistungen führe und es in Frankreich gelingen müsse, auf diesem Feld einen fundamentalen Mentalitätswandel in die Wege zu leiten.

Insgesamt ist die Reform der französischen Berufsausbildung Teil einer groß angelegten Transformation des Sozial- und Bildungssystems. Knapp sieben Milliarden Euro sind im „Grand Plan d’Investissement 2018–2022“ für die Ausbildung von Jugendlichen vorgesehen. Am 10. November 2017 hatte die Regierung eine Konsultationsphase mit den Sozialpartnern, Regionen und bildungspolitischen Hauptakteuren eingeleitet, die bis Ende Januar 2018 andauerte. Ihre konkreten Vorschläge will die Regierung im Frühjahr 2018 vorlegen. Ziel der Reform ist es, mehr Jugendliche in Berufsausbildungsverhältnisse zu bringen und so gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit (derzeit 25%) vorzugehen. Auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen soll durch die Reform der Berufsausbildung gestärkt werden.

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