30.01.18

PRESSEINFORMATION 11/2018

cepDefault-Index 2018: Euro-Zone weiter nicht stabil

Das cep legt seinen Default-Index zur Entwicklung der Kreditfähigkeit der Euro-Länder vor

Die Kreditwürdigkeit der Euro-Länder hat sich im vergangen Jahr stark unterschiedlich entwickelt. So nimmt die Fähigkeit, aufgenommene Kredite zurückzuzahlen, in zwei Dritteln der Euro-Länder (darunter Deutschland) stetig zu, während sie in anderen Euro-Ländern kontinuierlich abnimmt oder bereits verloren ist. Zur Gruppe der Euro-Länder mit schon seit Jahren erodierender oder erodierter Kreditfähigkeit zählen Griechenland, Italien, Lettland, Portugal, Slowenien und Zypern. Mit Ausnahme von Zypern ist der Verfall der Kreditfähigkeit in diesen Euro-Ländern auf zu geringe Investitionen zurückzuführen. Dies ist besonders problematisch, da der daraus resultierende Abbau des Kapitalstocks zur Verarmung der Volkswirtschaft führt, wenn er über längere Zeit anhält.

Der Abbau des Kapitalstocks zeigt aus Sicht des cep, dass die betroffenen Euro-Länder potentiellen Investoren keine attraktiven Rahmenbedingungen bieten können. Das oberste Ziel struktureller Reformen muss daher die Verbesserung der Standortattraktivität sein. Wie bereits 2014 befindet sich außerdem Frankreich unter den Euro-Ländern mit abnehmender Kreditfähigkeit. Grund hierfür ist das gestiegene gesamtwirtschaftliche Finanzierungsdefizit, das die Investitionsquote wie bereits 2014 erneut übersteigt.

Alles in allem zeigt sich, dass es an Konvergenz zwischen den Euro-Staaten fehlt, die aber für eine Verringerung der Spannungen in der Euro-Zone unverzichtbar ist. So weisen etwa Griechenland, Frankreich und Italien bereits seit mehreren Jahren unterdurchschnittliche oder sogar negative BIP-Wachstumsraten aus. Für Italien und Frankreich wird auch 2018 nur ein unterdurchschnittliches Wachstum prognostiziert.

Dagegen ist sowohl in Deutschland als auch in Estland, Litauen, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich und der Slowakei die Kreditfähigkeit gestiegen.

Hintergrund und Methodik des cepDefault-Indexes

Der cepDefault-Index misst, wie sich die Fähigkeit eines Landes zur Rückzahlung der Auslandskredite und damit die Kreditfähigkeit entwickelt. Diese hängt nicht nur von der Verschuldung des Staates ab. Ausschlaggebend ist die Solidität der gesamten Volkswirtschaft, insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auf den Weltmärkten. So führt eine Erosion der Wettbewerbsfähigkeit regelmäßig zu höheren Importen und geringeren Exporten und damit zu Leistungsbilanzdefiziten und einer zunehmenden Verschuldung der privaten Wirtschaftsakteure im Ausland. Der cepDefault-Index berücksichtigt daher neben den Staatshaushalten auch das Kreditverhalten der Banken, Unternehmen und Konsumenten.

Der Index setzt an zwei auf das Kalenderjahr bezogenen und in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gemessenen Größen an: am Niveau der kapazitätssteigernden Investitionen und am gesamtwirtschaftlichen Finanzierungssaldo. Von Bedeutung für den Index ist außerdem die Summe aus beiden Größen.

cepStudie cepDefault-Index 2018