GuestAdhoc: EU-Afrika-Beziehungen

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Der Generalsekretär des italienischen Verbandes der Banken, Versicherungen und Finanzmärkte und Professor für politische Ökonomie, Paolo Garonna, erläutert in einem GuestAdhoc des Centres for European Policy Network (cep Network) seinen Standpunkt zu den durch den Krieg in der Ukraine gestörten Beziehungen zwischen der EU und Afrika. Seiner Meinung nach hat der Krieg in der Ukraine zu einer schweren Krise in den Beziehungen zwischen der EU und Afrika geführt, obwohl das Gipfeltreffen zwischen der Europäischen Union und der Afrikanischen Union am 17. und 18. Februar von Beobachtern als Erfolg gewertet wurde.

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Seit dem Gipfeltreffen haben sich viele afrikanische Länder geweigert, das Verhalten Russlands in der Ukraine bei den Vereinten Nationen zu verurteilen, und haben nicht für die Suspendierung Russlands aus dem Menschenrechtsrat gestimmt. Die zeugt von entscheidenden Meinungsverschiedenheiten mit der Europäischen Union. Darüber hinaus bitten die afrikanischen Länder Europa um Hilfe bei der Bewältigung der negativen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf ihren Kontinent. "Die afrikanische Wirtschaft leidet unter den verheerenden Folgen des Krieges durch steigende Energie- und Rohstoffpreise, Engpässe aufgrund von Unterbrechungen der Versorgungsketten oder schlichtweg mangelnder Versorgung sowie durch die jüngste Blockade von Getreideimporten", so Garonna. Dies könnte auf dem Kontinent zu Ernährungsunsicherheit, dem Risiko eines starken Abschwungs, Inflation, Arbeitslosigkeit und letztlich zu politischer Instabilität führen", fügt er hinzu.

 

Dennoch räumt er ein, dass der Krieg in der Ukraine die Art und Weise verändert hat, wie die Europäische Union Afrika normalerweise betrachtet. "Lange Zeit wurde Afrika nur als Ziel für die EU-Entwicklungshilfe gesehen. Jetzt ist es eine potenzielle Alternative zu Russland, was die Energieressourcen angeht. Energie ist jetzt ein entscheidender Bereich für einen neuen Blick auf Afrika im Sinne einer geostrategischen Handels- und Finanzpartnerschaft."

 

Um diesen Entwicklungen zu begegnen, schlägt Garonna folgende Maßnahmen vor:

  1. Entwicklung einer neuen konzeptionellen Grundlage für eine Beziehung auf der Basis von Vertrauen und Würde zwischen Gleichgestellten anstelle von Entwicklungshilfe und technischer Unterstützung;
  2. Schaffung einer starken globalen Allianz zur Unterstützung multilateraler Institutionen im Einklang mit dem gemeinsamen Engagement für die Ziele für nachhaltige Entwicklung;
  3. Unterzeichnung einer gemeinsamen Verpflichtung zur Unterstützung der Europa-Mittelmeer- und der Afro-Mittelmeer-Dimension der wirtschaftlichen, sozialen und finanziellen Integration;
  4. Aushandlung einer finanziellen und strategischen Partnerschaft, um die dringendsten Bedürfnisse der Afrikaner und Europäer langfristig zu erfüllen.

"Dies sind die Voraussetzungen für die Schaffung von Werten, neuem Reichtum und Wohlstand sowie für die Zusammenarbeit auf beiden Kontinenten, um Frieden und Stabilität zu schaffen und zu einer verantwortungsvollen Staatsführung beizutragen", so der Kommissar abschließend.