11.09.23

Presseinformation 57/2023

Luftqualitäts-Richtlinie: Showdown im Europäischen Parlament

Berlin/Freiburg. Am Mittwoch stimmt das Europäische Parlament über die Luftqualität in Europa ab. Ziel ist es, die Luftverschmutzung weiter zu reduzieren. Das Centrum für Europäische Politik (cep) hält den moderateren Kommissionsvorschlag für angemessen und realitätsnah.

 

Bei der Plenarabstimmung treffen im Wesentlichen zwei konträre Positionen aufeinander. Auf der einen Seite hat sich der Umweltausschuss mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen, die neuen EU-Schadstoffgrenzwerte ohne Abstriche eins zu eins bereits ab 2030 an die strengsten Luftqualitäts-Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anzugleichen. Im Gegensatz dazu basieren die von der Kommission vorgeschlagenen Grenzwerte auf einer umfassenden Güterabwägung, die auch weitere Aspekte – wie das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Luftreinhaltemaßnahmen, deren technische Machbarkeit und weitere sozio-ökonomische Erwägungen – berücksichtigt.

Vor dem Hintergrund, dass die vom Umweltausschuss geforderten Grenzwerte für einen maximalen Gesundheitsschutz nur mit enormen Vermeidungskosten und Einschränkungen des öffentlichen Lebens – wie weitreichenden Fahrverboten oder zeitweiligen Produktionsbeschränkungen – erreicht werden können, sieht das cep den Kommissionsvorschlag zur Höhe der Grenzwerte als ausgewogen und realitätsnah an.

Die zumeist bereits beschlossenen Maßnahmen zur Dekarbonisierung von Verkehr und Gebäudeheizung mit ihren positiven Effekten für die Luftqualität werden erst Mitte der 2030er voll zu greifen beginnen. Daher befürwortet das cep, dass die neuen EU-Schadstoffgrenzwerte statt 2030 erst 2035 in Kraft treten sollen. Damit wäre insgesamt eine realistische Perspektive eröffnet, die Luftqualität weiter deutlich zu verbessern und sie langfristig den stärkeren WHO-Richtwerten anzunähern. Das würde auch einen falschen Alarmismus und Aktionismus vermeiden, der entstehen könnte, wenn unrealistische Grenzwerte und Fristen zu einer flächendeckenden Nichterfüllung führen würden.