10.04.14

Die wahren Profiteure – wer von Griechenlands Aktion profitiert und wer nicht

Es gibt für Griechenland keinen finanztechnischen Grund, sich am Kapitalmarkt Geld zu fünf Prozent Zinsen zu besorgen. Aus öffentlichen Töpfen (ESM, IWF) bekommt das Land diese Mittel deutlich günstiger bereitgestellt. Aufgrund der nach wie vor schwachen Wirtschaftskraft des Landes (siehe auch: cepDefault-Index 2014) stellt sich die Frage, woher das Land die Mittel bekommen will, diese teuren Kredite zu bedienen.

Hauptgewinner der heutigen Anleihebegebung sind die Investoren. Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld erzielen sie mit fünf Prozent eine hohe Rendite und müssen kaum Ausfallrisiken befürchten. Im Hintergrund steht nämlich die Aussage der EZB, im Zweifel unbegrenzt Anleihen aufzukaufen. Darüber hinaus hat die Politik zugesagt, einen zweiten Schuldenschnitt vermeiden zu wollen.  Die griechischen Politiker dürften die Anleihebegebung als Unabhängigkeit der Troika werten. Tatsächlich sollte die Troika die heutige Anleihebegebung aber als unfreundlichen Akt werten und Griechenland strenger auf die Finger schauen.

Denn mit der Anleihe erfolgt eine Umverteilung von Risiken zwischen privaten und öffentlichen Gläubigern. Griechenland wird die Anleihe in den kommenden fünf Jahren tadellos bedienen müssen, wenn es seinen Ruf am Kapitalmarkt nicht vollends ruinieren will. Geht alles gut und ist das Land dazu in der Lage, hat es sich einen teuren Akt der Symbolpolitik geleistet. Kommen aber Zweifel auf, ob das Land die Anleihe bedienen kann, werden ESM, EZB  und IWF einspringen müssen. Wegen des hohen Zinses (fünf statt zwei Prozent)  müssen sie dem Land dann sogar mehr Geld als eigentlich notwendig zur Verfügung stellen. Verhindern lässt sich dies – wenn überhaupt – nur durch eine intensive Überwachung des Landes.

Bert Van Roosebeke, cep-Fachbereichsleiter Finanzmarktregulierung