18.03.15

Trotz aller Krisenpolitik: Risikolos ist ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone nicht

Matthias Kullas warnt davor, die Risiken eines 'Grexit' zu unterschätzen

Trotz aller Krisenpolitik kann man sich um eine Wahrheit nicht herumdrücken: Risikolos wäre ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone nicht. Denn die Ansteckungsgefahren eines ‚Grexit‘ für die Währungsunion insgesamt sind nicht kalkulierbar.

Die Gefahr, dass ein Austritt Griechenlands andere Länder in finanzielle Probleme bringt, ist zwar nicht mehr so groß wie beim Ausbruch der Krise. Insbesondere die Aussage von EZB-Präsident Mario Draghi („Whatever it takes“), der permanente Rettungsschirm ESM und die Bankenunion haben das Ansteckungsrisiko reduziert.

Dennoch bleibt ein politisches und fiskalisches Restrisiko. Das politische Risiko eines ‚Grexit‘ besteht darin, dass die Reaktion der Wähler in anderen Staaten nur schwer vorhersehbar ist. Wird ein Austritt Griechenlands Podemos in Spanien, ‚Die Finnen‘ in Finnland, die ‚MoVimento 5 Stelle‘ in Italien oder andere Euro-kritische Parteien stärken oder schwächen? Ersteres hätte gravierende Folgen für die Zukunft des Euros.

Geht man davon aus, dass ein ‚Grexit‘ die politischen Machtverhältnisse in den anderen Euro-Staaten nicht wesentlich ändern würde, bleibt noch immer das fiskalische Restrisiko. Es ergibt sich, daraus, dass keiner die Reaktion der Kapitalmärkte auf einen ‚Grexit‘ mit Sicherheit vorhersagen kann, da hierfür die Erfahrungen fehlen.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Kapitalmärkte nach einem Austritt Griechenlands wieder Wechselkursrisiken bei der Kreditvergabe an Euro-Staaten einkalkulieren, da sie davon ausgehen, dass auch andere Euro-Staaten eine eigene Währung einführen könnten. Dies würde die Refinanzierungskosten dieser Länder in die Höhe treiben und damit die öffentlichen Haushalte belasten. Insbesondere bei Zypern könnte die Kapitalmärkte eine solche Reaktion vornehmen, da Zypern wirtschaftlich eng mit Griechenland verflochten ist.

Hinzu kommt, dass Griechenland bei einem Austritt sicherlich einen Teil der Rettungsgelder nicht zurückzahlen könnte. Dies würde wiederum die Haushalte der Staaten, die Griechenland Kredite gewährt haben, belasten.

Und schließlich müsste die EZB auf Forderungen gegenüber Griechenland verzichten, die sich aus den Target-Forderungen und dem Kauf griechischer Staatsanleihen ergeben. Unter Umständen bräuchte die EZB eine Kapitalspritze. Auch das würde die Haushalte der verbleibenden Euro-Staaten belasten.

All dies zeigt, dass die Folgen eines ‚Grexits‘ nicht vollständig kalkulierbar sind.

Dr. Matthias Kullas, Fachbereichsleiter Wirtschafts- und Fiskalpolitik, kullas@cep.eu