19.11.14

Russland-Ukraine-Konflikt rückt Energieversorgungssicherheit in den Vordergrund

Die Abhängigkeit vieler EU-Mitgliedstaaten von Energieimporten – insbesondere von Erdgas – aus Nicht-EU-Staaten ist hoch. Die Energieimporte der EU beliefen sich 2013 auf rund 400 Milliarden Euro. Da die in der EU vorhandenen Quellen zur Förderung fossiler Energieträger in der EU zukünftig immer weniger den heimischen Bedarf decken können, wird der Importanteil weiter zunehmen. Besonders bei Erdöl und Erdgas kommt erschwerend hinzu, dass die Zahl potenzieller Lieferländer beschränkt ist, da sich die natürlichen Vorkommen – anders als bei Kohle – regional sehr stark konzentrieren.

Bei Erdgas wird das Problem der Importabhängigkeit durch die Gebundenheit an bestehende Leitungssysteme noch verstärkt. Investitionen in transnationale Pipelines, Gasspeicheranlagen oder Häfen zum Anlanden von Flüssiggas, die Erdgasimporte diversifizieren könnten, sind mit hohen Kosten verbunden und nicht kurzfristig realisierbar. Durch die bestehende Infrastruktur ist zum einen die Zahl der potenziellen Lieferländer zusätzlich beschränkt. Zum anderen ergeben sich Abhängigkeiten von bestimmten Transitländern.

Wie anfällig die europäische Energieversorgung für diesbezügliche Störungen ist, hat schon die russisch-ukrainische Gaskrise im Januar 2009 gezeigt. Der aktuelle Russland-Ukraine-Konflikt hat die Bedenken hinsichtlich einer allzu hohen Abhängigkeit von russischen Gasimporten und drohenden Versorgungsausfällen noch verstärkt. Einige osteuropäische Mitgliedstaaten sind aufgrund ihrer einseitig ausgelegten Erdgasversorgungsinfrastruktur nahezu vollständig auf Russland als Gaslieferanten angewiesen. Insgesamt bezieht die EU rund 40 Prozent ihrer Gasimporte aus Russland.

Bei der Erdgasversorgung kann ein Ausbau des grenzüberschreitenden Fernleitungsnetzes die Lieferländer und Lieferrouten diversifizieren und so die Energieversorgungssicherheit in der EU erhöhen. Wettbewerbsfeindliche Maßnahmen, wie die Bündelung der Energieimporte durch die Gründung einer Energieeinkaufsgemeinschaft, würden allerdings den Anreiz der Mitgliedstaaten schwächen, ihre Erdgasversorgung durch den Ausbau der Gasfernleitungen ausreichend zu diversifizieren.

Weitere Hintergründe zur Klima- und Energiepolitik der EU finden Sie im neuen Opens external link in new windowcepKompass

Autor: Dr. Moritz Bonn, Fachbereich Umwelt, Energie, Klima, Verkehr