29.01.18

PRESSEINFORMATION 10/2018

Frankreich und Italien werden zur Gefahr für die Eurozone

Das cep hat seinen Default-Index für diese beiden Euro-Staaten aktualisiert

Die italienische Kreditfähigkeit erodiert seit 2010 kontinuierlich. Das Land ist aus Sicht des cep das größte Sorgenkind der Eurozone. „Es besteht die Gefahr, dass Italien zum zweiten Griechenland wird“, befürchtet Matthias Kullas vom cep. Dass sich das Land trotz dieser Entwicklung günstig am Kapitalmarkt finanzieren kann, ist aus seiner Sicht insbesondere auf die massiven Ankäufe italienischer Staatsanleihen durch die EZB zurückzuführen.

Kullas zufolge muss in Italien der öffentliche Konsum reduziert werden. Auch muss das Land das Klima für private Investitionen verbessern. „Dies wäre durch eine Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit möglich“, so der cep-Experte. Für ihn sei schwer vorstellbar, dass ein Rettungspaket des ESM wie im Falle Griechenlands aufgelegt wird. „Das wäre sehr teuer. Es ist eher denkbar, dass die EZB eingreift und noch mehr italienische Staatsanleihen kauft als bisher und dem Land damit Kapital verschafft.“

Wie bereits 2014 ist die französische Kreditfähigkeit im ersten Halbjahr 2017 zurückgegangen. Dies ist auf den stark gestiegenen Nettokreditbedarf zurückzuführen, der die kapazitätssteigernden Investitionen leicht übersteigt. Das Land hat sich somit im Ausland netto verschuldet und einen Teil der ausländischen Kredite nicht für Investitionen, sondern für Konsum verwendet. Wenn diese Entwicklung über einen längeren Zeitraum anhält, könnte Frankreich aus Sicht des cep zu einem Problem für die Eurozone werden. „Es könnte im schlimmsten Fall seinen großen Einfluss nutzen, um die Stabilitäts-Regeln in der Eurozone aufzuweichen“, befürchtet cep-Experte Kullas.

Für den Euro-Raum und damit auch für die EU insgesamt ist es aus Sicht des cep von großer Bedeutung, dass die französische Kreditfähigkeit nicht weiter verfällt, sondern wieder ansteigt. Voraussetzung dafür ist ein Rückgang der Nettokreditaufnahme im Ausland sowie der Konsumquote. Der sozialverträglichste Weg hierzu bestünde in der Erhöhung des verfügbaren Einkommens, etwa durch den Abbau der Arbeitslosigkeit. Die von Präsident Macron angekündigten und zum Teil bereits umgesetzten Reformen können dazu beitragen. „Macron hat es geschafft, im Land eine positive Stimmung für seine Reformen zu erzeugen“, so Kullas.

Hintergrund und Methodik des cepDefault-Indexes

Der cepDefault-Index misst, wie sich die Fähigkeit eines Landes zur Rückzahlung der Auslandskredite und damit die Kreditfähigkeit entwickelt. Diese hängt nicht nur von der Verschuldung des Staates ab. Ausschlaggebend ist die Solidität der gesamten Volkswirtschaft, insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen auf den Weltmärkten. So führt eine Erosion der Wettbewerbsfähigkeit regelmäßig zu höheren Importen und geringeren Exporten und damit zu Leistungsbilanzdefiziten und einer zunehmenden Verschuldung der privaten Wirtschaftsakteure im Ausland. Der cepDefault-Index berücksichtigt daher neben den Staatshaushalten auch das Kreditverhalten der Banken, Unternehmen und Konsumenten. Der Index setzt an zwei auf das Kalenderjahr bezogenen und in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gemessenen Größen an: am Niveau der kapazitätssteigernden Investitionen und am gesamtwirtschaftlichen Finanzierungssaldo. Von Bedeutung für den Index ist außerdem die Summe aus beiden Größen.

cepAdhoc cepDefault-Index Frankreich und Italien